Die Kraft der Sprache

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“

…erkannte schon der 1889 geborene österreichisch-
englische Philosoph Ludwig Wittgenstein.

Welche Rolle spielt Sprache insbesondere in Zeiten von New Work, wenn es darum geht, neue Formen der Zusammenarbeit zu finden? Dazu möchte ich ein paar Gedanken teilen, die inspirieren und zum Weiterdenken anregen sollen.

Die Rolle von Sprache

Unsere Sprache spielt nicht nur in unserer Alltagskommunikation eine wichtige Rolle, sondern ist auch für Veränderungsprozesse zentral. Dabei geht es sowohl um das, was gesagt wird als auch das, wie etwas gesagt wird. Sprache ist ein Instrument, dass nicht nur auf unser Bewusstsein wirkt, sondern auch auf unser Unterbewusstsein. Sprache beeinflusst uns massiv in unserem Denken und Fühlen. Wir alle erinnern Sätze, die uns einmal von Eltern, Lehrern oder Vorgesetzten gesagt wurden, die noch lange auf gute oder schwere Weise in uns nachklingen und die vielleicht sogar als Schlüsselerlebnis unser Leben verändert haben. Sprache trägt nicht nur den kognitiven Wissensinhalt, sondern auf vielen Ebenen Informationen, die unser Bewusstsein, Denken und Fühlen steuern.

Gesellschaftliche Einflüsse

So wie sich Gesellschaften verändern, verändern sich auch Sprachen, sie sind hoch dynamisch. Sprache ist also nicht statisch, sondern wird durch gesellschaftliche Veränderungen beeinflusst und beeinflusst Veränderungen in der Gesellschaft. Durch technologischen Fortschritt sowie Forschung und Entwicklung werden neue Technologien, Methoden, Materialien etc. entdeckt, die benannt werden wollen. Durch die Globalisierung erfährt eine Sprache Einflüsse aus anderen Sprachen und Kulturen. Die Kürung des Unwort des Jahres, Jugendwort des Jahres etc. zeigen jeweils das Zeitgefühl des jeweiligen Zeitpunkts auf.

Sprache im Rahmen von New Work

Auch im Rahmen von New Work bilden sich kontinuierlich neue Begriffe, die aktuell vor allem als Buzzwords kursieren. Es gibt bei vielen Begriffen noch kein gemeinsames, kollektives Verständnis über die Bedeutung dieser Begriffe. Unser New Work ABC am Ende des MAGAZINs soll hier einen Beitrag leisten. Vor allem gibt es zu den neuen Formen von Zusammenarbeit noch kein gemeinsames Gefühl. Wie es sich wirklich anfühlt, wenn man alte Denkmuster loslässt, selbstorganisiert in Teams ohne Hierarchie arbeitet oder ein ganz neues Führungsverständnis lebt, haben noch nicht viele Menschen am eigenen Leib erfahren. Dadurch empfinden wir viele Begriffe in diesem Kontext als Worthülse, denn die Begriffe sind für die breite Masse der Bevölkerung noch nicht mit Leben gefüllt.

Sprache prägt uns

Durch unsere Sprache prägen wir Perspektiven und Meinungen, denn durch Sprache findet unsere eigene Weltsicht einen Ausdruck. Es macht einen Unterschied, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. In unseren Beratungsprojekten achten wir sehr auf die Sprache, die in einem Unternehmen gesprochen wird. Häufig fällt uns auf, dass Sprache sehr kritisch und abgrenzend genutzt wird. Anstatt ein „gut“ sind Dinge oft „nicht schlecht“. Diese doppelte Verneinung scheint sich insbesondere im deutschen Mittelstand stark verbreitet zu haben.

Aber welche Wirkung hat es, wenn etwas anstatt „gut“ als „nicht schlecht“ benannt wird? Unser Gehirn als großes Energiesparorgan speichert bei doppelten Verneinungen nicht automatisch die positive Version, sondern das kritische Wort „schlecht“.

Wenn wir also immer wieder „nicht schlecht“ als Feedback bekommen, speichert unser Unterbewusstsein immer nur das Wort „schlecht“. Das führt auf Dauer zu Frustration. Mitarbeiter, die sich über mangelnde Wertschätzung beklagen, haben häufig Vorgesetzte, die verstärkt doppelte Verneinungen nutzen.

Sprache hat aber auch noch auf eine andere Art Einfluss auf uns. Der 2014 verstorbene japanische Wasserforscher Dr. Masaru Emoto hat sein Leben lang erforscht, welchen Einfluss Worte und Gedanken auf Wasser haben. Er fror Wasserkristalle in besonderen Zuständen ein und fotografierte sie dann. Durch seine Bilder bestätigte er, dass Wasser nicht nur Lebenskraft, sondern auch ein vorzüglicher Energieträger ist. Mit seiner Erfindung der Wasserkristall-Fotografie gelang es ihm nachzuweisen, dass Wasser Informationen verschiedenster Art aufnehmen kann. Nicht nur gesprochene Worte, sondern auch Gedanken übertragen sich auf das Wasser und verändern es. Wenn man bedenkt, dass der menschliche Körper zu 70% – 80% aus Wasser besteht, realisieren wir, wie groß der Einfluss von Gedanken und Worten auf uns Menschen und unsere physische und psychische Gesundheit ist.

Wasserkristalle von Dr. Masaru Emoto aufgenommen

Veränderung beginnt im Kleinen

Im Rahmen von New Work und der Zusammenarbeit in Teams und Unternehmen bedeutet das, dass unsere Gedanken und unsere gesprochenen Worte einen großen Einfluss darauf haben, wie Zusammenarbeit im Team gelingt und welche Atmosphäre im Team herrscht. Es macht einen großen Unterschied, mit welcher Haltung, welcher inneren Einstellung ich meinen Kollegen tagtäglich begegne und welchen Unterschied eine freundliche Begrüßung oder ein einfaches Dankeschön machen. Aber auch in der Formulierung von Bedürfnissen und Erwartungen dürfen wir auf die Klarheit unserer Gedanken und Worte achten. Je klarer wir sind, je klarer können wir uns ausdrücken und je klarer wird das Ergebnis. Gleiches gilt für Feedback. Eine gute Feedback- und Lernkultur entwickelt sich da, wo Menschen sich vertrauensvoll auf Augenhöhe begegnen, ein gemeinsames Ziel vor Augen haben und gemeinsam wachsen wollen. Ein positives Menschenbild als Grundhaltung gehört hier ebenso dazu, wie sorgsam gewählte Worte. Da wo Angst, Neid, Misstrauen oder Zweifel vorherrschen, kann sich keine positive Feedback-Kultur entwickeln.

Veränderung beginnt in uns

Bei Kunden hören wir oft von Teams, dass sie selbst ja gar nichts ausrichten oder verändern können, weil die Geschäftsführung nicht den ersten Schritt macht. Das stimmt so nicht. Wir alle, jeder von uns, kann täglich einen Unterschied und den ersten Schritt machen. Es liegt also jeden Tag aufs Neue an jedem von uns, sich bewusst zu machen, mit welchen Gedanken er durch den Tag gehen möchte und welche Worte er spricht. Vielleicht lohnt sich an der ein oder anderen Stelle ein Perspektivwechsel oder eine neue Formulierung, um Veränderung und Entwicklung in Gedanken und Sprache zu bringen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Experimentieren.

Artikel teilen

Weitere Artikel

Foto Newsletter Anmeldung - Energie durch Entwicklung

SEIEN SIE IMMER BESTENS
INFORMIERT!

Erhalten Sie themenrelevantes Wissen und Impulse aus den Bereichen Organisations- und Teamentwicklung, Führungs- und Unternehmenskultur.